Villa Nid des Corbeaux

Kirtash kam an die Villa gelaufen und stieß das Tor auf. Um Garten legte er Slathalia auf einen alten Steinaltar, da er nicht genug zeit hatte, sie nach drinnen zu bringen. „wach auf.“ Flüsterte er ihr ins Ohr. Er legte das Ohr an ihren Mund um zu überprüfen, ob sie noch atmete.

Ein ganz leises stöhnen entwischte ihren Lippen, dann ein Husten. Auf einmal richtete sie sich auf, sodass der Vampir grade noch eine Chance hatte auszuweichen und übergab hustend Wasser aus ihren Lungen und Magen der Wiese. Schwer Atmend blieb sie so liegen, immer wieder Wasser aushustend. Als sie sich einigermaßen erholt hatte, Richtete sie ihren Blick auf Kirtash der sie nur verschwommen erkannte. Doch im Augenblick des Erkennens loderte auch die Angst wieder in Slathalias Augen auf. Sie versuchte sich aufzurichten und auf dem Altar zurückzuweichen. Was hatte er vor? Sie beißen? Oder irgendwelchen Göttern opfern?

Kirtash erkannte die Angst in Slathalia, die erneut aufloderte. Er konnte es ihr nicht verübeln. Was sollte sie sonst denken, wenn sie auf einem Altar aufwachte und neben ihre ein fremder stand. „du wurdest von einer Wasserdämonin angegriffen.“ Sagte er ernst. „du wärest fast ertrunken und auch als du aus dem Wasser draußen warst, hast du noch nicht geatmet. Da habe ich dich mit zu mir, hier, nach San Michele genommen. Ich wollte dich eben nur ungern da in der Gasse liegen lassen.

„Du willst mich beißen oder?“ fragte sie misstrauisch, konnte sich aber nicht überreden weiter vor dem Mann zurückzuweichen. „W-Was wollte dieser Wasserdämon eigentlich?“ fragte Slathalia leicht verwirrt „Und wer zum Teufel seid ihr?“ wollte sie des Weiteren wissen. Sie erschauderte unter der Kälte. Ihre Kleidung war nass und klebte ihr an der Haut und hier ging nicht unbedingt warmer Nachtwind

„ich heiße Kirtash Corbeaux.“ Sagte er und sah sie an. „und nein, ich will dich nicht beißen, sonst hätte ich das schon getan.“ Er bot ihr eine Hand. „das bereden wir Drinnen, bei einem Tee, wenn es genehm ist. Außerdem ist dir sicher Kalt und du brauchst etwas zum Anziehen.“
Er lächelte sie freundlich an. Seine Instinkte hatte er wirklich im Griff. Außerdem hatte er nichts generelles gegen Menschen und erst recht nicht, wenn sie so dufteten, wie die junge Frau auf dem Altar.

Ohne die Hand zu nehmen richtete sie sich auf und meinte wiederstrebend „Na gut, aber was wollt ihr dann von mir??“ Doch als sie sich auf ihre Beine stellte, wäre sie fast zusammengebrochen und so nahm sie ziemlich unbegeistert dreinblickend die ihr noch immer dargebotene Hand an. Wieder erschauderte sie unter der Kälte und damit schmolz auch ihr letzter Wiederstand dahin. Ja, er hätte sie wohl schon gebissen, würde er das wollen...Jedenfalls hoffte Slathalia, dass es so war, denn sonst würde sie ein Problem haben...

Inzwischen waren beide drinnen. Kirtash hatte Slathalia angedeutet, sich in einen Sessel zu setzen. Er entzündete schnell den Kamin und gab ihr einige Decken, bevor er verschwand. Nach einigen Minuten kam er wieder. In den Händen hielt er zwei Tassen mit heißem Tee in der Hand. Er reichte Slathalia eine davon und nahm sich selbst die andere. Er setzte sich ihr gegenüber. Seine Kleidung war seltsamerweise schon wieder getrocknet. „ich habe dir etwas zum Anziehen herausgesucht. Wenn du wieder aufgewärmt bist, kannst du dich umziehen gehen.“ Sagte er.

„Ihr habt meine Frage noch nicht beantwortet“ meinte sie mit forderndem Ton... Dann etwas sanfter „Mein Name ist übrigens Slathalia.. Ich würde euch auch gerne meinen Nachnamen mitteilen, aber so etwas habe ich nicht...“erklärte sie. „Kleidung für ein weibliches Wesen? Seid ihr verheiratet?“ wollte Slathalia mit zweifelnder Stimme wissen. Langsam wurde ihr wieder warm und während sie an ihrem Tee nippte. Ihr Blick wanderte währenddessen durch das nicht arm möblierte Zimmer...

"ersteinmal wollte ich dich in Sicherheit bringen, Slathalia" sagte er und stand auf. "und nein, ich bin nicht verheiratet. Das Kleid gehörte meiner Mutter. Doch diese ist schon sehr lange verschieden." seine stimme klang inzwischen eher kühl und sein Gesicht war starr und sah dadurch, dass es so bleich war steinern aus.

Ohne groß nachzudenken erhob sich Slathalia und berührte sanft des Vampirs eingefrorene Gesicht. „Verzeiht, ich wollte keine alten Narben aufreißen.“ Als ihr klar wurde, was sie gerade tat und wie nahe sie dem Vampir nun stand, wich sie fast erschrocken über sich selbst zurück. „Verzeiht, ich weiß nicht, was über mich kam“ stammelte sie und blickte deutlich verwirrt drein. Vielleicht war es die Art gewesen, mit der er ihren Namen ausgesprochen hatte. Vielleicht auch etwas anderes. In Gedanken versinkend schüttelte sie kaum merklich den Kopf über sich selbst und ihr unüberlegtes Verhalten...

„ich habt keine Narben aufgerissen.“ Sagte er nur sanft und legte seine Hand auf die Stelle, auf der Slathalias Hand kurz gelegen hatte. Wäre er ein Mensch, wäre er wohl leicht errötet. „ich hole es schnell.“ Sagte er ausweichend und weg war er. Nach nicht einmal einer Minute kam er mit einem schönen, samtnem, blauen Kleid zurück und legte es sorgfältig über die Lehne eines Sessels. „wenn du willst, zieh es an. Ich warte draußen, ich denke, ich sollte dir nicht beim Umziehen zuschauen.“ Er verließ erneut den Raum und kehrte vorerst nicht wieder.

„Ach warum denn?“ murmelte sie leicht sarkastisch, während Kirtash den Raum verließ und befreite sich aus den nassen Kleidern. Sie hängte sie am Kamin auf und stellte sich, wie gott sie schuf vor den Kamin. Dort verweilte sie, bis sie trocken war und zog sich dann anschließend das Kleid an, das Kirtash ihr gegeben hatte. Es passte ihr wie angegossen, nur war es ihr einen Hauch zu lang. In einem Fenster musterte sie sich selbst, bevor sie wieder zum Kamin trat um sich aufzuwärmen. Das Gesicht dem Flammen und den Rücken der Tür zugewandt stand sie dort regungslos, nur leise Atmend...

Auch Kirtash stand im Nebenraum regungslos und starrte den Familienstammbaum an. Er würde den Raum nicht betreten, bevor Slathalia ihm das zeichen gegeben hatte, dass sie fertig wäre.

Langsam wurde sie nervös und irgendwann ging sie zu der Türe und öffnete sie leise. Dort in der Nähe stand Kirtash einen Wandbehang anstarrend. Vorsichtig und unauffällig trat sie hinter ihn und blickt an seiner Schulter vorbei. „Ist das eure Familie?“ fragte sie überflüssigerweise und legte ihre Hand sankt und federleicht an dem Oberarm des Vampirs...

„nein. Meine Familie ist… tot. Das ist nur ein Überbleibsel… ein Fragment einer Erinnerung. Dich liegt dieses Ereignis schon in langer Vergangenheit…“ Er drehte sich um und stand nun direkt, und nicht in besonders großer Entfernung vor Slathalia. Er blickte ihr tief in die Augen, als wolle er auf den Tiefsten Grund ihrer Seele stoßen. Sie war unheimlich interessant.

Slathalia seufzte "Was seht ihr mich den nun wieder so an?" fragte sie leicht genervt. In Wirklichkeit wollte sie nur einfach nicht zeigen wie dieser alles durchschauende Blick verunsichernd auf sie wirkte. Ihre Finger begannen mit den Spitzen ihres Haares herumzuspielen..

„ist das also ein Verbrechen?“ fragte er und neigte den Blick. Jedoch war das ebenfalls der fasche Blickwinkel war und so drehte er den Kopf leicht verlegen zur Seite. Jedoch zeigte sein Gesicht nichts davon.

Die junge Frau lachte leise. Allein wie er den Kopf gedreht hatte machte einiges klar. „Und wenn es so wäre? Was würdet ihr dann machen“ fragte sie herausfordernd und ihre Augen funkelten frech. Von der Schüchternheit oder gar Angst von zuvor war rein gar nichts mehr zu bemerken...

"dann..." sagte er und grinste sie an "würde ich mich wohl über diese Regel hinwegsetzten." er schaute sie wieder an. Durchdringend und bis in die Tiefe ihrere Seele.

„So?“ fragte sie leise und lächelte leicht. Bei diesem Blick, fühlte sie sich schrecklich nackt. Als würde ihr Herz vor Kirtash auf einem Silbertablett aufgebart sein. Sie erschauderte leicht und blickte dem Vampir dennoch fest in die Augen und es lag ein gewisser undeutbarer Ausdruck darin...

Als er ihr so in die Augen sah, schossen unmengen an Gedanken durch seinen Kopf. Was würde seine Eltern sagen? Eine Verbindung mit einem Menschen? Das war doch Unverantwortlich! Doch würde ihn das Kümmern? Das würde bedeuten, er müsse sie beißen. Sie beißen. Aber sie schien doch so unglaubliche Angst vor Vampirismus zu haben. Sie beschrieb das Blut vorhin als schlecht riechend. Ein Leben als Vampirin.. würde sie das schaffen? Und würde sie sich einfach beißen lassen? Das konnte er sich nicht vorstellen. Jedoch müsste dies geschehen, es wäre sonst auf keinen Fall vereinbar mit den Bräuchen. All diese Vorschriften machten ihn verrückt und er wusste nicht, was er tun sollte.

Slathalias Blick wurde weich, als sie die innere Zerrissenheit sah, die man mit etwas Mühe vom Gesicht des Vampirs deutlich ablesen konnte. Ganz langsam und vorsichtig näherte sie sich ihm mit einem sanften „Schhht“ legte sie ihren rechten Zeigefinger auf seine Lippen. Ohne ihre Augen von seinen zu lösen trat sie noch etwas näher. Knapp vor ihm blieb sie stehen und als sie sich auf ihre Zehenspitzen stellte konnte sie seinen Atem spüren. Ganz sachte legte sie ihre Lippen auf die seinen. Ganz langsam wich sie wieder zurück und blickte Kirtash ganz vorsichtig in die Augen, als erwarte sie dass er sie gleich wegschubsen und dann flüchten würde.

„Slathalia…“ flüsterte er und trat nun seinerseits auf sie zu. Er legte seine Hände sanft auf ihre Schultern. Er wusste nicht, was er ihr sagen sollte doch diese Verbindung schien ihm etwas unüberlegt und seiner Meinung nach musste sie darüber reden. Doch er wusste nicht, wie er es ihr beibringen sollte. Auch das zerriss ihn innerlich. Und wollte er auch nicht riskieren, sie irgendwie zu verändern, doch sie würde sich mit Sicherheit verändern. Erneut schossen ihn diese Gedanken in den Kopf und man sah seinem Blick leichte Verunsicherung durch sich selbst an.

Slathalia wünschte sich, sie könne Kirtashs Gedanken lesen. Er blickte unsicher drein und so.. zerrissen. Warum? Was dachte er nur? Unbewusst legte sie den Kopf schief und sah Kirtash tief in die Augen. Sie schien förmlich darin zu versinken und irgendwann hörte sie ganz auf sich zu wbewegen. Beinahe hätte sie sogar vergessen zu Atmen.. Diese Stille....