Slathalias Gondel

Ganz vorne auf der schwarzen Gondel saß eine zierliche gestalt und blickte auf das nicht unbedingt saubere Wasser des Kanals. Sie summte leise hin und nach der Stimme zu urteilen war das in einen Mantel gewickelte Wesen weiblich. Als ein leichter Wind aufkam, wippten die dunkelen Locken leicht vor sich hin und slebst im dunkeln, merkte man, dass die junge Frau geistig nicht ganz anwesend war...

..Ein junger Mann, gehüllt in einen schwarzen Mantel stellte sich an die Gondel. "fahren sie mich spazieren?" fragte er direkt und stieg einfach in die Gondel. "keine Sorge, ich bezahle." sagte er. Sein Durst war frisch gestillt aber er wollte im Moment einfach etwas Gesellschaft haben. Er griff in seine Manteltasche und zog Geld herraus. "ich bezahle auch im vorraus." Das war zwar nicht seine Art aber er wollte nicht, dass sie Angst vor ihm hätte, sie roch nämlich sehr schmackhaft und das wollte er genießen.

Slathalia wäre natürlich trotzdem fast von der Gondel gefallen. Sie war ziemlich erschrocken zusammengezuckt, obwohl der junge Mann eine für sie angenehme Stimme hatte. "Natürlich kann ich euch fahren" fragte sie ziemlich knapp und musterte den offensichtlich wohlhabenden Herrn von oben bis unten. Ein nach außen nicht sichtbares Lächeln wanderte über ihre Seele, als sie bemerkte, dass sie da einen attraktiven und nicht armen, jungen Mann gefunden hatte (Oder er sie gefunden hatte). Vielleicht war er auch eine angenehmere Gesellschaft als diese strohdummen Gossenkinder. Slathalia legte leicht den Kopf schief, denn auch seine Haut war für einen Italiener zu hell. Da er spazieren gesagt hatte, fuhr sie, als er sich gesetzt hatte einfach irgendwohin. Bald bemerkte sie, dass sie genau den Weg nahm, dessen Lauf sie auch folgte wenn sie alleine durch die Gegend striff. Schon allein weil man als Gondoliere für gewöhnlich sang, um die Fahrgäste zu unterhalten, begann sie wieder leise vor sich hin zu summen. Irgendwie hatte er etwas, das sie neugierig machte, doch sie würde ihn bestimmt nicht von sich aus ansprechen... Das stand ihr gar nicht zu, sie war nur ein Straßenmädchen, auch wenn sie dafür recht gepflegt aussah. Zur Bezahlung hatte sie geschwiegen und sie wollte auch eigentlich gar nicht darauf eingehen. Das konnten sie nachher diskutieren, zu wenig würde es nicht werden und dann hatte sie wenigstens genug Geld um morgen etwas essen zu können, ohne stehlen zu müssen. Stehlen war unehrlich und Slathalia war eigentlich ziemlich ehrlich, sie log nicht gerne. Das plätschern des Wassers, jedes Mal, wen das Ruder ein und austauchte, immer im gleichen Takt wirkte ungemein beruhigend auf Slathalia und sie versank immer mehr in einem tranceartigen Zustand. Ihr Atem ging gleichmäßig, als würde sie schlafen doch ihre Augen waren doch noch recht wach, schließlich musste sie aufpassen, wo sie hinfuhr. Gleichzeitig beobachtete sie ihren ungewöhnlichen Fahrgast und fragte sich alle möglichen Dinge, über ein Leben, das er geführt haben könnte und das ihm diese Ausstrahlung gab. Er hatte eine ruhige Art und was noch ungewöhnlicher war: Seine Gegenwart wirkte angenehm auf Slathalia, dabei war es schon eine Seltenheit, wenn sie sich in der Gegenwart anderer Menschen nicht ganz und gar unwohl fühlte, sondern ihnen Gleichgültig gegenüber stand. Eigentlich war das ungewöhnlich, denn die junge Frau war schließlich unter Straßenkindern – recht geselligen Leutchen – aufgewachsen. Andererseits war sie, sobald sie wusste, dass sie es überleben würde, mehr oder weniger vor den anderen geflüchtet. Um genau zu sein, tat sie das immer noch... vor anderen flüchten, ihnen aus dem Weg gehen oder dafür zu sorgen, dass man ihr aus dem Weg ging. Schon aus Gewohnheit hielt Slathalia die Gondel immer im Schatten. Geschützt vor den wenigen Lichtern, die die Nacht noch erhellten und auch geschützt vor dem silberfarbenen Licht des Mondes. Dass ihre Stimme immer leiser geworden war, nun nur noch ein Hauchen im Abendwind bemerkte sie zuerst kaum und als es ihr auffiel verspürte sie keine Lust etwas daran zu ändern, sondern verstummte schließlich ganz. Auch bemerkte Slathalia erst jetzt, den Geruch ihres Begleiters. Er roch angenehm aber doch irgendwie Misstrauen erregend anziehend. In letzter Zeit waren viele Menschen verschwunden und gelegentlich hatte Slathalia gesehen, wie so manche Frau von attraktiven jungen Männern verschleppt wurden. Als sie ihren Fahrgast erneut musterte, lag ein Gewisses Misstrauen in ihrem Blick. Er sah wirklich ein bisschen aus wie einer dieser Leute, wer auch immer sie waren. Verärgert über sich selbst runzelte sie die Stirn. Selbst wenn er solch einer war, es konnte ihr egal sein. Wenn er ihr etwas antun wollte, so hätte er dies bereits getan und er würde bezahlen. Mit Geld, das sie dringend brauchte, damit sie nicht irgendwann verhungerte und danach verspürte sie nun nicht unbedingt verlangen. Wenn sie zwischen verhungern und ermordet werden entscheiden konnte, was sie sowieso eher für Zweiteres, da das wohl kaum so grausam werden würde. Und wenn doch, dann war es auch egal, sehr alt würde sie nicht werden, das war Slathalia durchaus klar, denn ihr Stolz verbot ihr sich einem Bordell auch nur ansatzweise zu näher und anders hatte sie kaum eine Chance genug Geld zuverdienen um zu überleben. Andererseits grenzte es schon fast an ein Wunder, dass sie noch niemand an ihr vergriffen hatte. Eine junge Frau, Nachts, ganz alleine, wahrscheinlich zu hungrig und schwach um sich richtig zu wehren: das perfekte Opfer für einige betrunkene Herren. Andererseits war Slathalia vorsichtig und konnte sich durchaus wehren. Der Dolch- ihr einziges wertvolles, aber auch unverkäufliches Eigentum – den sie besaß war immer scharf und wenn es wirklich sein müsste tödlich. Den jungen Mann, der dort in ihrer Gondel saß hatte Slathalia nun schon vollends vergessen und das war bestimmt nicht gut, denn er war es durchaus wert, mit Misstrauen betrachtet zu werden. Es waren keine 20 Minuten vergangen. Wahrscheinlich noch nicht einmal zehn, doch als Slathalia wieder in die Realität zurückkehrte fragte sie sich, ob er sie die ganze Nacht begleiten würde, oder ob er sich bald langweilen würde, bezahlen und aussteigen. Eigentlich war ihr das gleichgültig oder da war oder nicht, aber das Geld war es nicht, konnte es nicht. Mit schon wieder in die Vergangenheit schweifenden Gedanken richtete Slathalia ihren Blick gen Himmel, wo man deutlich die Sterne sehen konnte. Es war Vollmond. Ohne weiter nachzudenken lenkte sie die Gondel so, dass die beiden Gestalten nun im Mondlicht über das Wasser glitten. Sie war nicht alleine und wenn dieser junge Mann halbwegs vernünftig war, war sie sogar recht sicher im Moment, also konnte sie es sich leisten im Helen über der Kanal zu wandeln. Wieder begann sie leise vor sich hin zu summen, dieses Mal klang es allerdings um einiges melancholischer. Plötzlich wurde Slathalia klar, dass sie sich gar nicht entscheiden konnte ob ihr das Geld egal war oder nicht und ob ihr ihr eigenes Leben egal war oder nicht. Über diese Frage nachsinnend manövrierte sie die Gondel durch das nächtliche Venedig...

Kirtashs Gesicht blieb weiter reglos. Fast wie tot. Er saß einfach da und betrachtete Slathalia, die Wasserwege und wieder die junge Frau, die die Gondel geschickt durch die Kanäle manövrierte. Er würde sich nicht an ihr vergreifen, dafür roch sie viel zu gut. Schon lange hatte Kirtash die seltsame Angewohnheit angenommen, Leute, die besonders schmackhaft wirkten nicht anzufassen. Seiner Meinung nach war es eine Verschwendung, so etwas Genießbares einfach zu verschwenden und abzuschlachten. Dies ging gegen einen generellen Vampirinstinkt doch Kirtash war die Selbstbeherrschung in Person. Er wunderte sich ein wenig, als Slathalia anfing, erneut zu singen, da er damit nicht mehr gerechnet hatte, doch schlimm fand er es auf keinen Fall. Im Gegenteil. Er lehnte sich über den Rand der Gondel und ließ seine rechte Hand kurz im Wasser gleiten. Die Gondel neigte sich dabei seltsamerweise nicht. Nach einer kurzen Zeit saß er wieder normal in der Gondel. Ihm viel in diesem Moment auf, dass es ihm gar nicht gefiel, dass er hier saß und das Mädchen sich für ihn abrackerte. „Wir können hier einmal halt machen.“ Sagte er sanft. Das Mondlicht entfesselte wie immer Gedanken an seine Familie und die Tragödie, die sie zerstörte. Er spürte den Drang, “Frostzunge“ herauszuholen und ihn im Mondlicht zu betrachten – wie immer. Doch er widerstand dem Wunsch, er wollte der Frau keine unnötige Angst machen. In letzter Zeit waren die Vampire wieder aktiver geworden, die Leute wurden langsam misstrauisch. Er verstand das nicht, dass all diese Vampire so herzlos waren. Nun gut.. dachte er sich sie sind nur niedere Nebenzweige und Abspaltungen. Eine unzivilisierte Meute, auch wenn sie sich selbst den Anstand und die Manieren einreden.. Er dachte daran, wie wohl sein Vater, Raymond mit ihnen umgesprungen wäre. Er war ein Vampir mit Klasse gewesen, der so etwas nur verachtungsvoll belächelt. Er schloss die Augen zu zwei Spalten durch die seine Augen gelb leuchteten und betrachtete die Spiegelung des Mondes.

Slathalias Mundwinkel zuckte leicht und sie lenkte die Gondel Richtung Kanalrand. „Herr, hier ist keine Anlegestelle, ich kann die Gondel höchstens treiben lassen“ schlug sie vor und ließ ihre Hand locker auf dem Ruder liegen. Das war unfair, dieser Mann hatte eine solch angenehme Stimme und er wirkte so... vertrauenswürdig und fast schon gefährlich anziehend. Die Augen des Mädchens verengten sie leicht misstrauisch und ihre freie Hand glitt wie nebenbei in die Manteltasche des Kleidungsstückes, dorthin, wo sich im Moment ihr Dolch befand. Vorsichtig schlossen ihre Finger sich darum und ihr Blick glitt wieder Richtung Mond. Selbst wenn der junge Mann nicht einer dieser LEUTE war, war er alles andere als gut für sie. Zutrauen zu fassen war nun einmal ziemlich tödlich, wenn man auf der Straße lebte. Wenn man sich eher schlecht wehren konnte und wenn keiner einen vermissen würde, verschwände man einfach ohne eine Spur. Argwöhnisch und abschätzend musterte Slathalia den Mann erneut. Sie versuchte abzuschätzen ob er ihr gefährlich werden konnte – die Antwort lautete klar ja – ob er ihr etwas antun würde – Slathalia war sich nicht sicher – und ob er ihr anders gefährlich werden könnte- worauf die Antwort, zu der die junge Frau kam, ebenfalls ja lautete. Unbewusst hatten ihre Finger sie am Ruder verkrampft und fest um den Dolch in ihrer Tasche geschlossen. Wenn sie ihn jetzt losließe, würde man das schlangenartige Muster des Griffes auf ihrer Handinnenfläche erkennen können.

„Na, na…“ sagte er und fixierte mit seinem Blick ihre Hand, die sich um das Ruder verkrampfte. „ist es so schlimm, hier einen Moment zu verweilen?“ er erwartete keine Antwort auf diese Frage also steckte er beide Hände in die Taschen und musterte sie weiter aufmerksam. Für ein Straßenkind sah sie sehr gepflegt aus. Kirtash wunderte sich, dass Slathalia noch so unberührt vom Straßenleben aussah. Und er wunderte sich auch, dass sie noch lebte, bei ihrem anziehendem Geruch und sicher auch exzellenten Geschmack..

"Nein" antwortete sie ungewollt scharf und misstrauisch "das verweilen nicht nur angesehen zu werden, als wäre ich ein schmackhafter Nachtisch..." ihr war absolut nicht klar, wie nah diese Deutung dem wahren Hintergedanken zu dem Blick kam. Trotzdem lockerte sie ihre Hand erst und nahm sie dann langsam vom Ruder. Ebenso langsam und vorsichtig setzte sie sich auf die Bank neben dem Ruder, auf der man als Gondoliere normalerweise stand um besseren Überblick zu haben. Gezwungenermaßen lockerte sie auch den Griff um den Dolch, da ihre Haltung sonst verkrampft gewirkt hätte oder sie ihren Mantel zerschnitten hätte. Der schwer zu deutende Blick, mit dem sie ihren Fahrgast nun musterte verschwand, sobald Slathalia sich seiner klar wurde. Allein diese Tatsache ließ schließen dass sie etwas gegen ihre Haltung gegenüber dem Mann hatte...

„eine Nachspeise?“ entfuhr es dem jungen Mann und er lachte leicht sarkastisch. „nein, so bin ich nicht. Ganz und gar nicht“ Sein Blick ließ von der jungen Frau ab und er schaute wieder in den Mond. Er war wieder einmal Voll, dass hatte er schon vorhin bemerkt. Doch er hatte es kaum realisiert. „was ist mit deinen Eltern passiert?“ fragte er, „wie sind sie gestorben?“ er ging davon aus, dass sie keine Eltern mehr hatte, wenn sie in einer Gondel leben musste.

Diese Frage bewirkte, dass sich die beiden Hände nun doch wieder verkrampften, doch dennoch antwortete sie gegen ihren Willen ehrlich „Ich weiß es nicht genau.... Einmal hat jemand gesagt wir seinen doch nur als Vampirfutter gezüchtet worden.. Aber dieser Kerl hat ja auch an Dämonen geglaubt“ Diese Worte waren ihr entkommen, bevor sie sie aufhalten hatte können. Es gefiel ihr Gar nicht, dass dieser Mann sie so spielend zum reden bracht und zwar zum reden über ihre Vergangenheit. Diese ging ihn nun wirklich nicht sonderlich viel an, wie sie fand. Ja, Vampire und Dämonen.... geeenau. Die Magier hätten die Stadt gewarnt, gäbe es solche obwohl die Magier wohl auch eher Schwindler waren, die damit reich geworden sind, Leuten zu erzählen, es gäbe große Zauber...

„na ja, wer weiß…“ sagte er sehr ruhig und vernünftig. „vielleicht hatte er nicht ganz unrecht, an so etwas zu glauben, jedoch, wenn man Nachts aufpasst – und das tust du – läuft man eigentlich keiner besonders großen Gefahr denke ich.“ Er schwieg wieder uns sag Slathalia weiterhin aufmerksam an. „Ich halte wahrscheinlich noch weniger von den Magiern als ihr.“ Sagte er nach einer Weile trocken.

Erschrocken wich Slathalia zurück. DAS hatte sie nicht laut gesagt. Sie öffnete den Mund um eben dies dem jungen Mann mitzuteilen, allerdings kam sie nicht mehr dazu, denn der schritt zurück, den sie dabei tat nahm ihr ihr Gleichgewicht und mit einem erstaunlich leisem Platscher landete Slathalia in dem nicht sehr appetitlichen Wasser. Vielleicht war das auch ganz gut, denn so hatte sie wenigstens keine Zeit um sich darüber Sorgen zu machen, dass seine Worte ziemlich darauf hinwiesen, dass auch er an die Existenz von Vampiren und Dämonen glaubte...

In einer unglaublichen Geschwindigkeit stand Kirtash auf seinen Beinen und lehnte sich über den Rand der Gondel. Sie blieb weiterhin im Gleichgewicht, was sie jetzt wieder hergestellt hatte. Sein Blick war starr auf Slathalias Gestalt im Wasser gerichtet und er streckte einen Arm zu ihr, damit sie sich wieder an Bord ziehen könne. „du musst aufpassen. Hat es dich etwa so überrascht?“ fragte er besorgt. Dies war durchaus ungewöhnlich.

Ohne groß zu überlegen nahm sie die ihr gebotene Hand und ließ sich an Bord ziehen. „Wie habt ihr das gemacht? Das mit den Magiern habe ich nicht laut gesagt“ fragte sie ihn ziemlich herausfordernd dreinblickend und zog sich dann leise fluchend den Mantel aus, den sie zuvor getragen hatte. Noch bevor der Mann bemerken konnte, dass ihr die Kleidung am Leibe klebte und nicht viel der Fantasie überließ hatte sie sich in eine Decke gewickelt...Oder jedenfalls dachte sie, dass er nichts gesehen haben könnte, wie es bei einem Menschen wohl auch gewesen wäre.

„also wirklich.“ Sagte er ruhig. „ihr habt es absolut nicht nötig, euch zu verstecken, wenn meine Augen mich nicht täuschen.“ Er sog einen Moment lang lautlos ihren Geruch ein. Er merkte sich jedes kleine Detail, er würde sie unter Tausenden wieder erkennen. „manche Dinge, wie diese, behält man lieber für sich.“ Sagte er, um auf ihre erste Frage zurückzukommen. „Hier.“ sagte er, „euch ist jetzt sicher kalt.“ Er zog seinen Mantel aus und legte ihn Slathalia über die Schultern. Ohne sie weiter zu berühren, setzte er sich wieder vor sie und sah sie wieder einmal an. Irgendetwas an ihr hatte sein Interesse geweckt.

„Ach, und deshalb sollt ihr alles sehen dürfen?“ erwiderte sie auf seine erste Bemerkung. Wie viel hatte er gesehen? Diese Frage schwirrte ihr im Kopf herum und sie errötete leicht bei der Vorstellung, wie viel es hätte sein können. Als er ihr den Mantel über die Schultern lege war sie einen Moment versucht ihn abzulehnen, doch ihr war jetzt schon kalt und wenn der Mantel später etwas nass war, dann war er selbst Schuld beschloss Slathalia und zog das Kleidungsstück enger um sich. Die junge Frau gab ein leises resignierendes Geräusch von sich, als sie bemerkte dass auch der Mantel genau wie sein Besitzer duftete. Als sie tief einatmete roch sie ihn unweigerlich noch intensiver. Auf einmal hob sie ruckartig den Kopf. Ohne groß nachzudenken ging sie ans Ruder und sorgte dafür dass die Gondel unter einer Brücke verschwand und so, so gut wie unsichtbar wurde. „Was zu Teufel suchen denn al diese Leute hier?“ murmelte sie dabei leise. Nicht all zu weit von hier waren einige Menschen. Das war NICHT gut. Vielleicht, so fiel ihr auf, war sie auch deshalb so unbehelligt durchs Leben gekommen, weil sie schlichtweg alle anderen Lebewesen mied, wenn es irgend ging.

Kirtash beobachtete jede einzelne Bewegung Slathalias und ihre Reaktion war für einen Menschen und vor allem dafür, dass sie sich ihm gegenüber noch so misstrauisch verhalten hatte äußerst… interessant, wie er fand. „nun, diese frage könnte man mir auch stellen aber ich würde sie nur belächeln.“ Sagte er. „lasst sie doch, solange sie euch nicht anfallen.“ Sein linker Mundwinkel zuckte dabei unmerklich nach oben, als ob er versuche, zu lächeln.

„Jetzt sieht er mich SCHON WIEDER so an!“ murmelte sie und warf dem Mann einen giftigen Blick zu. „Ich muss sie doch lassen, oder meint ihr, es würde sie mehr interessieren als ein Bellen eines Straßenköters“ sagte Slathalia dieses Mal an ihn gerichtet mit verächtlichem Ton. „Aber ob ihr es glaubt oder nicht, ich will jetzt noch nicht sofort sterben und um Moment werden zu viele Leute getötet... Riecht ihr das Blut nicht? Überall dieser metallene Geruch...“ sie klang ziemlich angeekelt bei diesen Worten und im nächsten Moment ließ sie sich äußerst unelegant auf die Bank fallen. „Wisst ihr, wenn man gesagt bekommt, man lebe um getötet zu werden wir man nun mal vorsichtig, selbst wenn man es nicht glauben will...“ erklärte sie sich tonlos. „Hört ihr die panische Frauenstimme da? In kürzester Zeit wird wohl auch sie tot sein.. und irgendwann wohl auch ich... wenn man so lebt wie ich bekommt man jedes Verbrechen mit... So etwas treibt einen in den Wahnsinn“ Als sie nun auf das Wasser blickte wirkte sie ziemlich verletzlich...

„ich glaube, ihr macht euch deutlich zu viele Sorgen.“ Sagte er und stand auf. „ich zumindest tue euch nichts und solange ich hier bin, tut euch wohl auch niemand anderes etwas.“ Er stellte sich neben sie und folgte ihrem Blick. „der Geruch von Blut liegt schon seit der Gründung dieser Stadt darauf. Wir leben, um in den Tod zu gehen, das ist wohl die Wahrheit. Doch liegt es auch an uns, was wir in dieser kleinen Spanne anfangen.“

Slathalia gab nur ein abfälliges Geräusch von sich. „Wer kann schon alleine entscheiden, wie sein Leben verläuft“ fragte sie gedanklich leicht abwesend und sah dem jungen Mann fest in die Augen „Was macht ihr eigentlich bei Nacht hier draußen?“ wollte sie plötzlich wissen. Es war absolut unerhört jemanden wie diesen Mann solche Dinge in solchem Tonfall zu fragen. Schon alleine, weil es sie schlichtweg nichts anging, aber er drang ja schließlich auch in ihre Gedanken und ihr Privatleben ein, mit seinen Fragen...

„warum schlaft ihr denn nicht um diese Uhrzeit?“ fragte er zurück. „ist es ein Verbrechen, wenn man sich ohne den grellen Schein der Sonne wohler fühlt?“ Es machte ihm nichts aus, er hatte sich schon gefragt, wann diese Frage wohl fallen würde.

Larsana floss als Wasser an der Gondel vorbei,doch als sie nach oben blickte konnte sie es sich nicht verkneifen die beiden Insassen ein bisschen durchzuschaukeln.Sie nahm wieder ein bisschen Gestalt an und rammte,nur als Kopf,die Gondel.

"Ich habe schlecht geträumt" sie musterte ihn einen Moment "Von Vampiren falls es euch interessiert" teilte sie ihm dann fast schon gelangweilt mit. Das träumte sie des Öfteren. Zwei Leute – sie ging davon aus, dass es ihre Eltern waren - wurden von bleichen, schlanken Gestalten förmlich zerfetzt und dann wandten sie sich zu Slathalia um und sagten sie müsse noch „reifen“. Normalerweise wachte sie an der Stelle immer auf, aber es gab wohl auch nichts sehr interessantes was sie noch hätte weiterträumen können. Ziemlich verkrampft öffnete sie ihre Hand, sie sich um das Seil geklammert hatte, mit dem sie Die Gondel unter der Brücke befestigt hatte. Das war keine gute Idee, denn in dem Moment wurde die Gondel gerammt, aber immerhin konnte sie noch den Mantel retten, bevor sie wieder ins Wasser kippte.

Blitzschnell sprang Kirtash auf und stand sicher auf der Spitze der Gondel. Er schaute ins wasser und streckte erneut den Arm aus. Doch irgendetwas war anders. Besorgt sah er Slathalia an. „beeil dich.“ Sagte er und hatte die andere Hand schon an Frostzunge.

Sie blickte belustigt und zufrieden mit ihrer "Arbeit" hoch zu den beiden und liess ihren Kopf wieder mit dem Wasser verschmelzen.Dann tauchte sie etwas tiefer hinab,sodass sie mit Schwertern und solchen Waffen nicht zu erreichen war,sie aber noch beobachten konnte.

Slathalia war allerdings ziemlich geschockt, von dem Wasserdämonen. Sie hatte eine Hand an der Kanalwand und bewegte sich nicht mehr. Ihrer Augen waren erschrocken geweitet und ganz, ganz langsam drehte sie ihren Kopf in die Richtung des Mannes auf ihrer Gondel. "Wenn das grade ein Wassergeist war, dann...." sie schwieg über das Ende des Satzes, doch es war nicht schwer zu erraten, was sie sagen wollte. Langsam wich sie zurück. Egal, ob sie im Wasser erfrieren würde, sie wollte hier weg. Von allen beiden Wesen die da aufeinander trafen. Ihr Blick war der eines Raubtieres, das in die Enge getrieben wurde